Eine kleine Geschichte des Hohenzollern-Gymnasiums
von Martin G. Hoffmann
Ein Experiment nach dem anderen 1818-1839
Alles begann am 24. November 1818: Die "Lateinische Schule" öffnete in den Räumen des 1803 säkularisierten Franzikaner-Klosters in Hedingen ihre Pforten. Bereits im April 1818 hatte Fürst Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen die Gründung angekündigt. Er knüpfte damit zum einen an eine Vorläuferschule an, die von etwa 1770-1806 von den Franziskanern in Hedingen betrieben wurde und die im Zuge der Säkularisation des Klosters aufgelöst worden war. Zum anderen muss man die Schulgründung im Zusammenhang der Neuordnung des Schulwesens im seit 1806 souveränen Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen sehen: 1809 hatte Fürst Anton Aloys eine Reform der Volksschulen eingeleitet, 1812 gründete er einen Stipendienfonds für die Ausbildung von Priestern, der aus kirchlichen Einkünften gespeist wurde. Dieser Fond wurde 1818 zur Finanzierung der neuen "Lateinschule" herangezogen. Damit war die noch bestehende Lücke in der staatlichen Schulbildung geschlossen, denn die neue Schule war das erste und einzige Gymnasium des kleinen Fürstentums. Man sieht dabei sehr deutlich die damals völlig selbstverständliche Verzahnung von Staat und katholischer Kirche: Es handelte sich um eine staatliche Schule unter der Aufsicht der fürstlichen Regierung, die mit kirchlichen Mitteln finanziert und vom Sigmaringer Stadtpfarrer geleitet wurde. Hauptzweck der Schule war es, sowohl den Priester- als auch den Beamtennachwuchs des Fürstentums auszubilden. Der Gründungserlass der fürstlichen Regierung vom 02. Oktober 1818 beschreibt dies so: "Es wird ein Studienplan bekannt gemacht, dabei auf einen gründlichen und umfassenden Unterricht vorzüglich in der lateinischen und griechischen Sprache Rücksicht genommen, und was für die sittliche und geistliche Bildung der Jugend geschehen kann, soll sorgfältig benutzt werden." 25 Schüler unterschiedlichen Alters, darunter zwei "Ausländer", also Schüler aus Württemberg oder Baden, meldeten sich für das erste Schuljahr an.
Bild: HZG
Fidelis Engel, Stadtpfarrer in Sigmaringen, Rektor 1818-1824 und 1826-1844
Zwei Geistliche unterrichteten mit dem Titel "Professor" hauptberuflich als Lehrer, hatten aber auch noch Aufgaben in der Seelsorge. Der erste Rektor wurde der Stadtpfarrer und Geistliche Regierungsrat Fidelis Engel, der seine Aufsichtspflichten in der Regel durch eine Visitation am Samstag erfüllte. Nach seinem Wechsel auf die Pfarrstelle Veringendorf 1824 wurde die Stelle zunächst vom neuen Sigmaringer Stadtpfarrer Maximilian Herz ausgefüllt, doch schon 1826 wurde sie erneut von Fidelis Engel von Veringendorf aus bis 1844 versehen. 1826 genehmigte die fürstliche Regierung die ersten Schulstatuten, die vom Rektor und den Lehrern aufgestellt worden waren. Für auswärtige Schüler wurden Zimmer in der Schule bereitgestellt und eine "Speiseanstalt" eingerichtet. Einer der beiden Lehrer wohnte im Schulgebäude und war für diesen Bereich als "Moderator" zuständig.
Der Erlass der fürstlichen Regierung von 1818 bezeichnete die Schule als "Versuch" mit "beschränkten Mitteln" und die ersten drei Jahrzehnte kann man auch getrost als Experimentierphase bezeichnen. Zunächst war das Gymnasium auf fünf Schuljahre, dann auf sechs angelegt. Eine Abschlussprüfung wurde nicht angeboten, diese musste an einem externen, "ausländischen" Gymnasium abgelegt werden. Der Unterricht orientierte sich grundlegend an ehemaligen Klosterschulen, nur in Teilen am Unterricht der Gymnasien in Rottweil, Donaueschingen und Ehingen. Rektor Engel bewertete dies im Jahr 1841 rückblickend als falsche Entscheidung, da dieser Unterricht nicht den aktuellen fachlichen und pädagogischen Standards jener Zeit entsprach. (Schulprogramm 1841) Insbesondere das Fach Latein hatte gegenüber den "Realien" (Mathematik, Erdkunde, Geschichte, Naturwissenschaften) ein enormes Übergewicht. Die Mängel zeigten sich bei den externen Abschlussprüfungen, weil die Schülerleistungen den Anforderungen oft nicht genügten. Weil zudem die Finanzierung immer wieder auf der Kippe stand, die Schülerzahlen schwankten und das Lehrerkollegium chronisch unterbesetzt war, wurde die Schule zu einem vierjährigen "Progymnasium" heruntergestuft. Die Ausstattung der Schule war nicht besonders gut und wegen der hohen Unterrichtsbelastung, der vielen Zusatzaufgaben und der schlechten Bezahlung gab es einen häufigen Lehrerwechsel.
Auf sichere Grundlagen gestellt 1839-1848
Erst unter Fürst Karl (1831-1848) änderte sich die Situation ab 1837 langsam, aber grundlegend. Der Fürst ließ zunächst die Anstalt durch den Vorstand des Konstanzer Lyzeums überprüfen (heute nennt man das "Fremdevaluation"). Dann wurde sie nach dessen Vorschlägen umgebaut: Der Lehrplan wurde grundlegend erneuert und nach dem Vorbild von Rastatt (Baden) gestaltet. So entstand ab 1839 eine siebenjährige "Vollanstalt", die humanistisch ausgerichtet war. Im Mittelpunkt standen die alten Sprachen, also Altgriechisch und vor allem Latein. Die Lehrergehälter wurden erhöht, es wurde eine dritte Klassenlehrerstelle geschaffen, für das neu eingeführte Französisch und für Mathematik wurde ein zusätzlicher Fachlehrer eingestellt und es wurde festgelegt, dass nur Lehrer beschäftigt werden durften, die ihre fachliche und pädagogische Bildung durch eine Prüfung nachgewiesen hatten. 1841 wurden neue Schulstatuten eingeführt, die sich an den Schulen in Konstanz und Dillingen orientierten. Die Ausstattung der Schule wurde durch eine im doppelten Sinn fürstliche Spende von 200 Gulden deutlich verbessert. Bereits 1825 hatte Fürst Anton Aloys der Schule die Klosterkirche Hedingen und einen Teil des Klostergebäudes geschenkt. Jetzt stellte Fürst Karl der Schule das gesamte Klostergebäude zur Verfügung, um dem Unterricht angemessen Raum zu geben. Das Schulgeld betrug zunächst 16 Gulden im Schuljahr und wurde 1864 auf 24-30 Gulden (je nach Klassenstufe) erhöht (fast eine Verdoppelung). Das entsprach etwa dem halben Monatseinkommen eines Pfarrers. Die Schule trug jetzt den wohlklingenden Namen "Fürstlich hohenzollern-sigmaringensches Gymnasium zu Hedingen". Wie damals bei Gymnasien in ganz Deutschland üblich, erschien ab 1841 jährlich ein "Schulprogramm", das einen Überblick über den Unterricht, die Schulchronik und die Schülerlisten bot. Doch trotz all dieser Verbesserungen: Bei der Mehrheit der Bevölkerung in Sigmaringen bzw. in Hohenzollern war das Gymnasium nicht besonders beliebt. Es galt als "praxisferne" Schule für (reiche) Beamtensöhne, da durch das relativ hohe Schulgeld der Kreis derer, die sich den Schulbesuch leisten konnten, sehr beschränkt war. Besonders deutlich wurde dies, als im Jahr 1840 dem Gymnasium eine vierjährige "Realschule" angegliedert werden sollte, die der Ausbildung von Kaufleuten dienen sollte. Der Landtag von Hohenzollern-Sigmaringen machte die Bewilligung der Gelder für diese Schule davon abhängig, dass das Gymnasium nichts davon erhalten dürfe, obwohl die Schule sehr eng mit dem Gymnasium verzahnt wurde. 1852 wurde die Realschule unter der preußischen Herrschaft wieder abgeschafft. Im Zuge der Umgestaltung wurde 1840 durch fürstliches Edikt (Verordnungs- und Anzeigeblatt für das Fürstenthum Sigmaringen, 1840, S. 328) endlich auch die "Maturitätsprüfung" (seit 1877 "Abiturprüfung") als Abschlussprüfung eingeführt. Diese "Matura" war nicht nur Zugangsberechtigung zur Universität, sondern auch Voraussetzung zur Aufnahme in den hohenzollerisch-sigmaringensischen Staatsdienst. Die erste Maturitätsprüfung fand im Oktober 1840 statt, allerdings mit externen Prüflingen, da in Sigmaringen noch kein Schüler die letzte Klasse durchlaufen hatte. Neben den klassischen Sprachen gehörten in jener Zeit auch Hebräisch und Französisch zum Lehrplan. Außerdem wurden die Fächer Deutsch, Geographie, Arithmetik, Naturgeschichte und Zeichnen unterrichtet. Singen wurde nicht in Klassen, sondern in gemischten Gruppen gelehrt und Turnen stand nur im Sommer auf dem Stundenplan, immerhin aber auf dem eigens im Jahr 1838 eingerichteten Turnplatz. Eine enge Zusammenarbeit mit dem fürstlich hohenzollerisch-sigmaringenschen Militär gab es ab 1843 (bis 1850) im Schwimmunterricht, der in der Militär-Schwimmschule an der Donau von Unteroffizieren erteilt wurde. Ab 1851 erteilte ein Sportlehrer diesen Unterricht und das Gymnasium die Schwimmschule (bis 1939). 1844 wurde schließlich noch die bestehende Bibliothek deutlich ausgebaut und als Schulbibliothek eingerichtet. Diese Bibliothek ist im Kern bis heute vorhanden. Die äußere Umgestaltung der Schule war damit komplett, die innere noch nicht ganz: Nach dem Ausscheiden von Fidelis Engel aus dem Rektorenamt 1844 gab es einen häufigen Wechsel von provisorischen Schulleitern. Dies waren Pfarrer von Nachbarorten oder Beamte der fürstlichen Regierung, die diese Aufgabe neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit wahrnahmen. Erst 1848 wurde eine eigenständige Rektorenstelle geschaffen und diese mit Dr. Roman Stelzer, einem ehemaligen Schüler des Gymnasiums (Matura 1841) besetzt. Damit lag die Schulleitung nicht mehr in geistlicher Hand. Die Einrichtung einer eigenständigen Rektorenstelle gab der neu ausgerichteten Schule endlich die Kontinuität, die für eine gute Entwicklung nötig war. Roman Stelzer blieb 26 Jahre im Amt.
Preußisches Gymnasium im schwäbischen Land 1848-1871
Die Revolution 1848, die in Sigmaringen heftig spürbar war, hinterließ nur wenig Spuren in der Schule; immerhin wurde der Unterricht in den Fächern Deutsch und Geschichte, der bisher mit sehr wenig Stunden auskommen musste, gestärkt. Rektor Dr. Stelzer begründete dies mit dem Argument, dass "wer im Staate wirken, wer die Rednertribüne auf dem Forum oder im Saale seiner Ständeversammlung mit Erfolg besteigen will (...) der deutschen Sprache gewissermaßen mächtig sein" müsse. (Schulprogramm 1848, S. V). Die Schüler mussten sich denn auch in freier Rede üben. Darüber hinaus betonte Rektor Stelzer, es sei eines "gebildeten deutschen Mannes unwürdig, mit der Geschichte seiner großen Väter nicht näher vertraut zu sein." (ebd).
Mit dem Anschluss der beiden Hohenzollerischen Fürstentümer an das Königreich Preußen im Jahr 1850 waren solche Ideen aber schnell vergessen. Aus der Schule wurde das "Königliche Katholische Gymnasium zu Hedingen bei Sigmaringen", das südlichste im Königreich Preußen. Für die Schule war dies ein wichtiger Einschnitt: Sie wurde als staatliche Anstalt ab 1852 dem Provinzialschulkollegium der Rheinprovinz in Koblenz als vorgesetzter Behörde unterstellt und ein achtes Schuljahr wurde eingerichtet. Die Lehrer kamen jetzt häufig aus dem Rheinland und anderen Regionen Preußens, nicht mehr ausschließlich aus Süddeutschland. Und es galten jetzt der preußische Lehrplan, mit dem z.B. das Fach Physik neu eingeführt wurde, und die preußische Abiturprüfungsordnung von 1834. Ein Gymnasialverwaltungsrat, bestehend aus fünf, später drei Personen, übernahm die Verwaltung des kirchlichen Stipendienfonds von 1812 und war von nun an bis 1929 zuständig für die Finanzierung der Schule (danach fielen diese Aufgabe ganz an den Staat). Der Sigmaringer Regierungspräsident wurde in die Schulaufsicht einbezogen, da die Behörde in Koblenz weit entfernt war. Wenn auch die fürstliche Regierung als Schulaufsicht nicht mehr existierte, so unterstützte die Familie der Fürsten von Hohenzollern die Schule weiterhin durch großzügige Spenden. Bei vielen Schulveranstaltungen waren Mitglieder der fürstlichen Familie anwesend. Sehr großen Wert wurde auf strengste Schulzucht gelegt, die Schüler mussten sogar für die Ferien ein pfarramtliches Führungszeugnis beibringen. Ab 1860 wurde am Gymnasium evangelischer Religionsunterricht erteilt, da einige der in Sigmaringen tätigen preußischen Beamte evangelisch waren. Trotzdem blieb das Hedinger Gymnasium eine katholische Schule.. Dieser katholische Charakter wurde noch verstärkt, als 1856 das Fideliskonvikts durch Pfarrer Thomas Geiselhart gegründet wurde. Dieses "Seminarium Fidelianum", später "Erzbischöfliches Knabenseminar für Hohenzollern" sollte dem Priesternachwuchs aus Hohenzollern eine gymnasiale Ausbildung ermöglichen. Viele "Fidelianer" strebten das Priesteramt an, in späteren Jahren war aber dies keine zwingende Voraussetzung zur Aufnahme. Die Zöglinge des Konvikts besuchten alle das Hedinger Gymnasium. Damit war auch das seit 1818 nie zur vollen Zufriedenheit gelöste Unterkunftsproblem für das Gymnasium weitgehend behoben. Bis zur Schließung des Konvikts, das zuletzt den Namen "Erzbischöfliches Studienheim St. Fidelis" trug, im Jahr 2003 blieb diese enge Verbindung mit dem Gymnasium bestehen.
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Dr. Roman Stelzer, Direktor 1848-1876
Katholische Schule im protestantischen Reich 1871-1918
Es ist auffällig, dass die Reichsgründung 1871 im Schulprogramm des Jahres 1870/71 mit keinem Wort erwähnt wurde. Auch die Aufsatzthemen, die sonst sehr gern eine patriotische Färbung hatten, nahmen darauf keinen Bezug, genauso wenig auf den 1870er-Krieg. Nur der alljährlich gefeierte Geburtstag des Königs von Preußen wurde als "Kaisergeburtstag" begangen. Doch das neue "Deutsche Reich" hinterließ an anderer Stelle umso heftiger seine Spuren. Ganz allmählich rückt die Auseinandersetzung um die konfessionelle Ausrichtung der Schule in den Mittelpunkt des Geschehens. In Hohenzollern als traditionell katholischem Land wurde der Kulturkampf, in welchem die preußische Regierung unter Bismarck den Einfluss der katholischen Kirche zurückdrängen wollte sehr heftig ausgetragen. Und das "Katholische Gymnasium" war einer der Brennpunkte dieses Kampfes. Zum Schulleben gehörten seit der Schulgründung regelmäßige Schulgottesdienste, auch die Sakramentenvorbereitung und die Feier der Sakramente (vor allem Beichte und Erstkommunion) fanden im Rahmen des Schulunterrichts statt. Mit der Hedinger Kirche verfügte das Gymnasium sogar über ein eigenes Gotteshaus. Seit 1855 gab es bei den Schülern des Gymnasiums zwei "Marianische Kongregationen", die von den Jesuiten in Gorheim geleitet wurden (bis die Jesuiten Deutschland 1872 verlassen mussten). Die in diesen Kongregationen organisierten Schüler trafen sich regelmäßig zu Gottesdiensten und Gebeten, was der Schulbehörde zunehmend ein Dorn im Auge war. Und immer wieder kamen der Direktor und Lehrer in Konflikt mit der vorgesetzten Behörde, weil sie in religionspolitischen Fragen keine "zufriedenstellende" Haltung an den Tag legten. Der kath. Priester Dr. Johann E. Maier, selbst Abiturient des Gymnasiums und seit 1858 als Lehrer an der Schule tätig, war 1874 wegen eines öffentlichen Wahlaufrufs für die katholische Zentrumspartei gerügt worden. im April 1875 wurde er wegen einer politischen Predigt nach dem "Kanzelparagraphen" zu einem Monat Festungshaft verurteilt, mit der Folge, dass er vom Dienst suspendiert und 1876 endgültig aus dem preußischen Staatsdienst entlassen wurde. Er ging in die Politik und war von 1876-1884 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und von 1877-1884 Mitglied des Deutschen Reichstages (Wahlkreis Sigmaringen) für die Zentrumspartei. Direktor Dr. Stelzer, der sich zwar politisch nicht engagierte, dessen entschiedene katholische Haltung aber kein Geheimnis war und dem in den Jahren zuvor von der Schulbehörde immer eine hervorragende Arbeit bescheinigt wurde, musste sich im Juni 1875 einer dienstlichen Überprüfung durch den Provinzialschulrat unterziehen, die seine gesamte bisher geleistete Arbeit in Frage stellte. Es folgte ein Streit mit der Behörde in Koblenz, in dessen Verlauf Fürst Karl Anton sich als Fürsprecher Dr. Stelzers betätigte und die Sache sogar dem Kaiser vortrug. Da Stelzer letztlich keine dienstliche Verfehlung nachgewiesen werden konnte, wurde ihm die Versetzung an eine protestantische Schule in Ostpreußen angekündigt, worauf hin er selbst 1876 mit 56 Jahren um Versetzung in den Ruhestand ersuchte und Sigmaringen verließ. Seinen Lebensabend verbrachte er in Würzburg. Wegen seiner katholischen Haltung zwangsversetzt wurde Oberlehrer Lichtschlag. Weil das Fideliskonvikt als kirchliche Anstalt ab 1873 keine neuen Zöglinge aufnehmen durfte, führte dies zu einem extremen Rückgang der Schülerzahlen. Auch beklagten viele katholische Eltern das "vernachlässigte" und zu wenig ausgeprägte religiöse Leben an der Schule und verzichten darauf, ihre Kinder auf das Gymnasium zu schicken. Waren es 1871 noch über 200 Schüler, besuchten im Jahr 1884 nur noch 84 Schüler das Gymnasium. Erst die Beendigung des Kulturkampfes und die Wiedereröffnung des Fideliskonviktes im Jahr 1886 änderten die Situation und führten zu einem erneuten und sehr schnellen Wachstum der Schule. Am 01. April 1884 wurde der Ortsname Hedingen aus dem Schulnamen gestrichen, vor allem um eine Verwechslung mit dem inzwischen in Hechingen gegründeten zweiten Gymnasium in Hohenzollern zu vermeiden. Die Schule hieß jetzt "Königliches Katholisches Gymnasium zu Sigmaringen", in Sigmaringen blieb aber der Name "Hedinger Gymnasium" präsent. 1892 kam das Fach Englisch neu in den Lehrplan, führte jedoch gegenüber dem Fach Latein ein kümmerliches Dasein. Wie anderenortes in Deutschland auch, besuchten zu jener Zeit nur sehr wenige Schüler eines Jahrgangs das Gymnasium. (heute sind es in Sigmaringen im Schnitt etwa 40%, in Großstädten noch deutlich mehr). Im Vergleich zur heutigen Zeit herrschte eine strenge "Schulzucht", die Schulordnung regelte nicht nur das Verhalten der Schüler in der Schule, sondern auch außerhalb der Schule wie z.B. die
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Schulordnung vom 01.07.1884 (3.7 MB)
zeigt. Viele Schüler stammten allerdings nicht aus Sigmaringen, sondern sie kamen aus ganz Hohenzollerns und auch aus Nachbargemeinden in Württemberg oder Baden. Sofern Sie nicht im Fideliskonvikt untergebracht waren, wohnten sie als Kostgänger bei Sigmaringer Familien. Hier übernahm der Direktor teilweise auch die Aufgaben des Erziehungsberechtigten, so dass sich die strengen Regeln erklären lassen.
Da das alte Klostergebäude, in dem die Schule untergebracht war, über die Jahre in einen sehr schlechten Zustand geraten war und der benachbarte Friedhof ein Problem für die Wasserversorgung darstellte, wurde ganz in der Nähe am Fuß des Josefsbergs in den Jahren 1891-1893 ein neues Schulgebäude errichtet. Am 25. September 1893, zur 75-Jahr-Feier, wurde der Neubau bezogen. In diesem Gebäude, das 1961, 1971 (und nochmals 2009) erweitert wurde, ist heute die Theodor-Heuss-Realschule untergebracht.
Postkarte zur 100-Jahr-Feier des Sigmaringer Gymnasiums (diese fand wegen des 1. Weltkrieges erst 1920 statt)
Zu sehen ist das 1893 fertiggestellte Schulhaus (heute Theodor-Heuss-Realschule), im Kreis links unten
das alte Schulgebäude im Hedinger Kloster, wo das Gymnasium von 1818-1893 untergebracht war.
(Q: Festschrift zur 150-Jahr-Feier des Staatlichen Gymnasiums Sigmaringen, Sigmaringen 1968)
1895 fand am Hedinger Gymnasium - rückblickend betrachtet - eine Sensation statt. Die Zeitgenossen dagegen sahen das ganz anders: Dem "Donauboten" bot das Ereignis einen willkommenen Anlass zu einem flammenden Artikel gegen die Gleichberechtigung der Frau, dem Direktor Dr. Eberhard war es im Jahresprogramm des Gymnasiums, dem Ort des Geschehens, nur eine kleine Randbemerkung wert. Was war geschehen? Im Jahr 1895 legte Hildegard Wegscheider (damals noch unter ihrem Geburtsnamen Ziegler) aus Breslau als erste Frau in Preußen und ihr Abitur als Externe an einem regulären Gymnasium ab. [Die erste externe Abiturientin Deutschlands war vermutlich Leontine Hagmaier, die im Jahr 1880 am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart ihr Abitur abgelegt hat.] Für die evangelische Pfarrerstochter gehörte sicher Mut dazu, sich dieser Herausforderung zu stellen. Es handelte sich um eine Schulfremdenprüfung, da Mädchen an Gymnasien in Preußen nicht als Schülerinnen zugelassen waren. Für Mädchen gab es eigene Oberschulen ("Höhere Töchterschule" oder "Lyzeum" genannt), doch entsprachen diese in der Regel vom Anspruch her eher der Sekundarstufe I bzw. einer heutigen Realschule. Auch war Frauen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (in Preußen sogar bis 1908) der reguläre Zugang zur Universität nicht gestattet. Hildegard Wegscheider/Ziegler erhielt die Sondergenehmigung zur Abiturprüfung vor allem, weil in Berlin Helene Lange eine Klasse Mädchen mit staatlicher Genehmigung auf das Abitur im Jahr 1896 vorbereitete und die Prüfung in Sigmaringen eine Art "Probelauf" darstellte. Das Hedinger Gymnasium war deswegen zu der Ehre gekommen, weil es das südlichste preußische Gymnasium war und Hildegard Wegscheider/Ziegler zu jener Zeit nach erfolgreicher Lehrerinnenausbildung in Zürich an der Universität studierte, was dort ohne Abitur möglich war. So wollte man ihr eine zu weite Anreise ersparen. Sie wurde in Sigmaringen freundlich empfangen, aber den Schülern des Gymnasiums war jeder Kontakt zu ihr strikt untersagt worden.Trotzdem haben die Abiturienten sie heimlich (per Post von Nachbardörfern) vor der mündlichen Prüfung mit allen wichtigen Informationen aus dem Unterricht versorgt. Sie bestand die Prüfung, ging begann mit Sondergenehmigung ein Studium an einer deutschen Universität und war eine der ersten Frauen in Deutschland, die promoviert wurde (1898, Universität Halle). 1900 gründete sie in Berlin eine private Mädchenschule mit gymnasialem Zug. Ihr Leben lang blieb sie als Lehrerin, später in der Weimarer Republik als Schulrätin und bekannte SPD-Politikerin eine Vorkämpferin für die Frauenbildung. 1952 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.
1905 wurde das erste Schulorchester gegründet und 1910 das neunte Schuljahr eingeführt. Im ersten Weltkrieg hatte die Schule mit großem Unterrichtsausfall zu kämpfen, da viele Lehrer zur Armee eingezogen waren. Auch viele Abiturienten und Schüler der Oberklassen hatten sich freiwillig gemeldet, der Jüngste war noch keine 15 Jahre alt! Dementsprechend hatte die Schule einige Kriegstote zu beklagen. Im Verlauf des Krieges wurde vor allem der Brennstoffmangel zu einem großen Problem. Die 100-Jahrfeier wurde wegen des allgemeinen Mangels erst im Jahr 1920 mit großer Feierlichkeit nachgeholt.
Demokratische Neuerungen 1918-1933
Die Novemberrevolution 1918 fiel für die Sigmaringer Gymnasiasten in eine unfreiwillige Unterrichtspause. Wegen der verheerenden Pandemie der "Spanischen Grippe", die auch in Sigmaringen Todesopfer forderte, wurde die Schule im Oktober/November 1918 vier Wochen lang geschlossen. Durch die Ausrufung der Republik am 9.11.1918 wurde die Schule zum "Staatlichen Katholischen Gymnasium zu Sigmaringen". Nach den neuen Gesetzen wurden Elternbeiräte (ab 1919) und eine Schülerselbstverwaltung (ab 1921) eingeführt. Die Lehrer hielten dieses "demokratische Spektakel für kropfunnötig" (Kuhn, S. 52). Direktor Dr. Fischer schrieb 1925: "Man könnte die Einrichtung wegen des Vergnügens, das sie bereitet, ruhig bestehen lassen, obwohl sie nicht gerade einem Bedürfnis entspricht." Außerdem wurde im Jahr 1924 das erste Mädchen regulär als Schülerin in die Schule aufgenommen. Im Zuge der Richertschen Gymnasialreform von 1924/25 wurde die Schule zu einem "altsprachlichen Gymnasium". Paradoxerweise verlor Latein dabei allerdings Stunden und die Hinübersetzung ins Lateinische im Abitur wurde abgeschafft. Der verbindliche Unterricht konnte durch freiwillige Arbeitsgemeinschaften ergänzt werden. Von 1924-1930 gab es regelmäßige Arbeitsgemeinschaften u. a. in Englisch, Italienisch, Philosophie, Literatur, Physik und Erdkunde. Der - für die meisten Lehrer empörende - Wunsch des Elternbeirates nach einem neusprachlichen Zug lief ins Leere, nachdem das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg damit gedroht hatte, das Konvikt zu schließen. Das Inflationsjahr 1923 ging auch an der Schule nicht spurlos vorüber. So fragte am 19. November 1923 Direktor Dr. Fischer bei der Schulbehörde an, in welcher Höhe das Schulgeld für die zweite Novemberhälfte eingezogen werden solle. Er fügte erklärend hinzu: "In der ersten Novemberhälfte haben wir sechs Milliarden Mark von jedem Schüler erhoben." Auch wenn die Summe nicht immer so exorbitant hoch war: Bis nach dem 2. Weltkrieg mussten die Schüler das obligatorische Schulgeld in Höhe von im Schnitt 120 RM (ähnlich die Summe in DM nach dem Krieg) bezahlen, was für viele Familien eine große Belastung bedeutete. Außerdem waren die württembergischen Nachbargymnasien billiger. Auf Drängen von Direktor Kurfess wurde 1929 der Verwaltungsrat für die Schulfinanzen aufgelöst, weil infolge der Inflation vom Kapital des Studienfonds "nur noch ein paar hundert Mark" übriggeblieben waren. Wahrscheinlich lag es im Trend der Zeit, dass sich in den 20er-Jahren eine ganze Reihe von Jugendbewegungen entwickelten, die kulturell, religiös und/oder politisch sehr aktiv waren. Am Gymnasium hatte unter anderen der katholische Bund Neudeutschland viele Mitglieder. In dieser Zeit bildete sich auch der "Hedinger Bund", ein Verein der vor allem für ehemalige Schüler eine Verbindung zu ihrer alten Schule ermöglichen wollte. Man kann darin den Vorläufer des 1967 gegründeten "Vereins der Freunde des Gymnasium Sigmaringen" (Förderverein) sehen, der heute noch existiert.
Bis ins Innerste verändert - Die Schule im "tausendjährigen" Reich 1933-1945
Die Machtübernahme Adolf Hitlers am 30.1.1933 hatte direkte Auswirkungen auf das Gymnasium. Wie überall im Deutschen Reich wurden auch in Sigmaringen die Schulen "gleichgeschaltet". Das Führerprinzip wurde eingeführt, die Lehrerkonferenz hatte nur noch beratende Funktion. Die Lehrer mussten schon 1933 einen Ariernachweis vorlegen und wurden 1934 auf den "Führer und Reichskanzler Adolf Hitler" persönlich vereidigt. Das Gymnasium mit seiner langen humanistischen Tradition wurde trotz großen Protesten aus Sigmaringen 1937 zu einer "neusprachlichen Oberschule für Jungen" umgestaltet, die mit Sondergenehmigung auch Mädchen aufnahm. "Oberschule" bzw. ursprünglich "Oberrealschule" bezeichnete seit dem Jahr 1900 den neusprachlichen Gymnasialtyp, während die Bezeichnung "Gymnasium" dem altsprachlichen Typ vorbehalten war. Im Jahr 1937 wurden aus politischen Gründen im ganzen Deutschen Reich viele Gymnasien in Oberschulen umgewandelt. Griechisch wurde ganz abgeschafft, Latein reduziert, dafür Englisch als erste Fremdsprache installiert und die Schulzeit um ein Jahr gekürzt (also das 8jährige Gymnasium eingeführt). Mit Verfügung vom 20.3.1940 wurde der Religionsunterricht in den oberen vier Klassen abgeschafft, um "eine Überbelastung der Schülerinnen und Schüler durch den Kriegseinsatz der Schuljugend und durch sonstige kriegswichtige Maßnahmen zu vermeiden." Die Quellenlage für das Sigmaringer Gymnasium ist für die Jahre zwischen 1930 und 1945 allerdings dürftig, und bisher gibt es auch noch keine sorgfältige Aufarbeitung der vorhandenen Quellen. Ernst Wagner greift in seiner Schulchronik von 1961 vor allem auf die persönlichen Erinnerungen seiner Kollegen zurück, die zwangsläufig nur einen eingeschränkten und wohl auch einseitigen Blick erlauben. Wie überall im Reich versuchte auch in Sigmaringen, die Hitlerjugend massiv Einfluss auf die innere Gestaltung des Schullebens zu nehmen, bis hin zur Versetzungsentscheidung bei Schülern. So wurden Nichtmitgliedern z.B. Erziehungsbeihilfen gestrichen und die Hitlerjugend erstellte Gutachten über die "Bewährung" von Jugendlichen, die bei der Anmeldung zur Reifeprüfung beigelegt wurden. Die Auswirkungen zeigten sich auch in Sigmaringen sehr schnell: So berichtete der "Völkische Beobachter" (Württemberg. Expressausgabe) vom 28.12.1935, dass 90 % der Schüler des Gymnasiums der Staatsjugend angehören und die Schule damit das Recht habe, die Fahne der HJ zu hissen. Diese hohe Quote kam, wie der Zeitungsartikel betont, auch durch die "rastlose persönliche Einwirkung" des Studienrates Hilger zustande. Dessen Werbemethoden führten im Februar 1936 zu einem scharfen Protest durch Generalvikar Rösch vom Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg beim Sigmaringer Regierungspräsidenten mit der Folge, dass an der Schule Werbemethoden untersagt wurden, die die "religiösen Gefühle von Schülern und Eltern verletzen." Für die einzige jüdische Schülerin des Gymnasiums, Lisa Mathilda Frank, stetzte sich jedoch keiner ein: Nachdem sie zunehmend ausgegrenzt wurde, verließ sie am 31.10.1935 in der Unterprima (12. Klasse) wegen des stetig wachsenden Drucks die Schule ohne Abschluss; die Familie emigrierte später in die USA. Zu ihrem Abgang wurde in den Schulakten nichts vermerkt. Sicher gab es auch Gegner des NS-Regimes im Lehrerkollegium. Ein Beispiel ist der Musik- und Religionslehrer Hubert von Lassaulx, der im Schulalltag offen an den Prinzipien von Humanität und Christentum festhielt, bis er zwangsversetzt wurde, weil er den Nazis zu provokant erschien. Er war aber eher die Ausnahmeerscheinung im Kollegium. Die Rolle, die Schulleiter Studiendirektor Albert Thiesen in dieser Zeit spielte, ist nicht immer klar. Im 2. Weltkrieg wurden Schüler immer mehr als Erntehelfer oder für andere Aktionen eingesetzt. Ab 1943 wurden 15- und 16-jährige aus Sigmaringen als Luftwaffenhelfer im Raum Stuttgart verwendet. Wegen Brennstoffmangels gab es bereits ab Anfang 1940 immer wieder Kohleferien. Und weil die jüngeren Lehrer alle zum Kriegsdienst eingezogen wurden, mussten bereits pensionierte Lehrer wieder reaktiviert werden. Die alten Herren hatten es nicht immer leicht mit den jungen Schülern - und umgekehrt.
Zurück zu den Wurzeln 1945-1975
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands und der Besetzung Sigmaringens durch französische Truppen im April 1945 wurde bereits im Sommer 1945 mit Erlaubnis der französischen Militärregierung der Unterricht wieder aufgenommen. Studiendirektor Albert Thiesen wurde von der Besatzungsmacht seines Amtes enthoben und aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft als einfacher Studienrat ans Gymnasium Hechingen strafversetzt. Nach einem erfolgreich wiederaufgerollten Entnazifizierungsverfahren konnte er nach dem Tod seines Nachfolgers im Jahr 1950 aber erneut die Stelle des Schulleiters in Sigmaringen einnehmen. Der von der Besatzungsmacht eingesetzte Schulleiter, Studiendirektor Karl Braitsch war aus Ratibor in Schlesien (heute Racibórz/Polen) vertrieben worden. Braitsch war in Mengen geboren, hatte aber sein Berufsleben in Schlesien verbracht und war dort mit den NS-Machthabern in Konflikt geraten, was ihm eine Strafversetzung einbracht hatte. Neben ihm gab es noch andere Lehrer die ebenfalls Vertriebene waren, ebenso kam eine größere Anzahl von Schülern aus heimatvertriebenen Familien. Die Lehrerschaft strebte danach, den alten Status eines "altsprachlichen und humanistischen" Gymnasiums wiederzuerlangen, was nach Überwindung einiger Widerstände im Januar 1946 gelang. Eine der wesentlichen Bedingungen für die Zustimmung der Besatzungsmacht war, dass neben den alten Sprachen auch ein "realgymnasialer" (d.h. neusprachlicher) Zug eingerichtet wurde. Dieser wurde dann 1954 noch durch einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug ergänzt. Während der französischen Besatzungszeit wurde die 9. Klasse (also das 13. Schuljahr) wieder eingeführt und aus der "Oberschule für Jungen" wurde das "Staatliche Gymnasium Sigmaringen". Der Zusatz "katholisch" fehlte im neuen Namen. Das Abitur in den ersten Jahren nach dem Krieg wurde nach den strengen Regeln des französischen Zentralabiturs abgelegt, wodurch die Besatzungsmacht zumindest teilweise die Kontrolle über die an den Schulen unterrichteten Inhalte sicherstellte. Nach der Auflösung Preußens (1947) und der Gründung des neuen Bundeslandes Württemberg-Hohenzollern (das 1952 in Baden-Württemberg aufging) kam das Gymnasium - ebenso wie das ebenfalls preußische Hechinger Gymnasium - in Trägerschaft des neugegründeten Bundeslandes. Dies war ungewöhnlich, da alle anderen Gymnasien in kommunaler Trägerschaft standen. Die vorgesetzte Schulbehörde war von nun an (und ist bis heute) in Tübingen. Zwei Anbauten 1961 und 1971 sollten mehr Platz für die stetig wachsende Schülerzahl schaffen. Doch die Bildungspolitik Ende der 60er- und in den 1970er-Jahren und die Geburtenzahlen führte rasch dazu, dass nur durch einen Neubau der große Andrang an Schülern bewältigt werden konnte. Für das Staatliche Gymnasium wurde dies ein tiefer Einschnitt in dreifacher Hinsicht.
Aufbruch an neuem Ort - seit 1975
Zum einen wurde im Jahr 1975 die Stadt Sigmaringen der Schulträger. Gleichzeitig wurde der Name in "Hohenzollern-Gymnasium" geändert und schließlich bezog die Schule das neue (dritte) Gebäude an der Hohenzollernstraße auf dem Sandbühl. Damals besuchten ca. 960 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium. Neben diesen äußerlichen Veränderungen vollzog sich aber im Inneren der vielleicht tiefste Wandel der Schule seit ihrer Gründung. Im Zuge der "68er-Bewegung" setzte erstmals (und eben nicht 1918 oder 1945) eine "echte Demokratisierung" der Schule ein. Gleichzeitig stieg der Zustrom zum Gymnasium massiv an, das Gymnasium öffnete sich für neue Bevölkerungsschichten. Die Mädchen begannen langsam aber stetig, sich einen Platz in den Schulbänken zu erkämpfen. Die Schule verlor einen Teil der bisher als selbstverständlich erachteten Autorität und musste neue Formen des Umgangs zwischen Schülern und Lehrern finden. Wie alle Gymnasien setzte auch das Sigmaringer Gymnasium in den 1970er Jahren die Oberstufenreform um, in der Leistungs- und Grundkurse eingeführt wurden, und die inzwischen schon vielfach reformiert wurde. Auch die Profile wurden immer wieder neu justiert, so dass sich allmählich die heutige Form der Schule herausbildete. Sehr wichtig wurde die Einrichtung eines Musikprofils im Jahr 1976. Nur wenige Schulen in Baden-Württemberg bieten Musik als Hauptfach an. Anstelle der altsprachlichen Ausrichtung trat ein "sprachliches Profil", aber in der Form des sogenannten "Biberacher Modells", d.h. anstelle von Englisch als 1. Fremdsprache konnte auch Latein als 1. Fremdsprache in Klasse 5 gewählt werden. Auch diese Besonderheit hatten nur wenige Schule im Land. Altgriechisch konnte bis zur Pensionierung des letzten Griechisch-Lehrers im Jahr 2009 noch als freiwillige Arbeitsgemeinschaft gewählt werden. Infolge der geburtenstarken Jahrgänge stieg die Schülerzahl bis 1980/81 auf ca. 1100 Schüler/innen an, die in 43 Klassen unterrichtet wurden. Bis 1992/93 ging die Zahl durch den allgemeinen Geburtenrückgang auf ca. 500 zurück. Nach einer Steigerung (ca. 650 Schüler/innen im Jahr 2010) pendelte sich die Schülerzahl aufgrund der Geburtenzahlen bei etwa 500 ein, wobei die Mädchen inzwischen die Mehrheit bilden. Auch das ehemals rein männliche Lehrerkollegium ist inzwischen weit über die Hälfte mit Frauen besetzt. Mit dem Schuljahr 2004/05 wurde das achtjährige Gymnasium ("G8") eingeführt. Mit der Einführung des G8 wurden die Profile neu strukturiert, das Fach "Naturwissenschaft und Technik" neu eingeführt und die Schulen bekamen die Möglichkeit, im Rahmen einer "Kontingentstundentafel" eigenständig Schwerpunkte in der Stundentafel zu setzen. Als erste Fremdsprache wird Englisch unterrichtet, das die Schüler bereits aus der Grundschule mitbringen. Aufgrund der bestehenden Traditionen legte das HZG den Beginn der zweiten Fremdsprache, die Französisch oder Latein sein konnte, in die Klassenstufe 5. Es bildeten sich damit auch die heute noch bestehenden Profile heraus: Zunächst das sprachliche Profil, das ursprünglich nur von Lateinschülern gewählt werden konnte, da das Profilfach "3. Fremdsprache" Französisch war. Durch die Einführung des Faches Spanisch als Profilfach im Jahr 2011 wurde dieses Profil auch für die Schüler mit Französisch als zweiter Fremdsprache zugänglich. Daneben gibt es das naturwissenschaftliche Profil (Englisch/Latein oder Englisch/Französisch, Profilfach: Naturwissenschaft und Technik) und das Musikprofil (Englisch/Latein oder Englisch/Französisch, Profilfach: Musik). Mehr als die Hälfte aller Schüler sind in einem musikalischen Ensemble der Schule (Chor oder Orchester) aktiv. Im naturwissenschaftlichen Bereich verfügt die Schule seit 2004 über ein mikrobiologisches Labor. Sie übernimmt damit die Rolle eines naturwissenschaftlichen Kompetenzzentrums, das von vielen Schulen in der Region genutzt wird. Im Schuljahr 2005/06 wurde das HZG zur ersten Sigmaringer Schule in städtischer Trägerschaft mit Ganztagesbetreuungsangebot und einer Cafeteria, die auch einen Mittagstisch anbietet. Seit dem Schuljahr 2009/10 wurde das Angebot in diesem Bereich erweitert und das HZG wurde zu einer "Ganztagesschule mit offenem Angebot". Im Jahr 2015 wurde - bedingt durch die Vorgaben des neuen Bildungsplanes 2016 - der Beginn der 2. Fremdsprache von der 5. in die 6. Klasse verlegt. Im Jahr 2006 bekam die Schule mit Oberstudiendirektorin Marlis Schmitt-Sickinger die erste Schulleiterin in ihrer langen Geschichte. Zeitgleich mit dem nächsten Schulleiterwechsel im Jahr 2016 wurde der neue Bildungsplan in Kraft gesetzt.
Als großes Projekt wurde ab 2017 die Energetische Sanierung des Schulgebäudes gestartet. Fenster, Heizung, Lüftung und Elektrik wurden ausgetauscht und das Gebäude erhielt durch eine neue Fassade ein flottes Aussehen. Gleichzeitig wurde der gesamte Bereich der Naturwissenschaften von Grund auf erneuert, und eine eine zentrale Bibliothek eingerichtet. Mit interaktiven Tafelsystem und einer flächendeckenden WLAN-Ausstattung wurde die Digitalisierung der Schule einen großen Schritt vorangebracht.
Die vielleicht wichtigste Veränderung war die Schaffung von "Multifunktionalen Lernbereichen" (Lernlandschaften) und die Umstellung auf das Fachraumprinzip, Damit wurde es möglich, dass Unterricht auch außerhalb der Unterrichtsräume stattfinden kann und individualisierte Unterrichtsformen möglich wurden.
2018 konnte mit einem großen Konzert und einem Festakt in der Stadthalle, bei dem auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann als ehemaliger Schüler und Lehrer der Schule zu Gast war das zweihundertjährige Schuljubiläum gefeiert werden. Das für 2020 geplante Schulfest zur Neueinweihung des Gebäudes nach der Sanierung fiel allerdings der Corona-Pandemie zum Opfer. Zum drittenmal nach 1918 und 1945 musste die Schule ab März 2020 für mehrere Monate komplett geschlossen werden, danach fand Unterricht nur tageweise in halbierten Klassen statt. Schüler und Lehrer mussten Abstand halten und Masken im Unterricht tragen. Die Einschränkungen durch die Pandemie führten zu einem immensen Fortschritt im Bereich der Digitalisierung. Innerhalb weniger Monate wurden die technischen Voraussetzungen geschaffen, um Distanzunterricht zu machen, teilweise fand der gesamte Unterricht der Schule ausschließlich im Internet statt. Auch in den Phasen des Präsenzunterrichts wurden Schüler bei Bedarf von zu Hause "zugeschaltet". Trotz aller Einschränkungen konnten die Abiturprüfungen 2020 und 2021 stattfinden. Erst 2022 endeten die Corona-Einschränkungen. Die Schule nahm dies zum Anlass, mit einem großen Zirkusprojekt im Herbst 2022 das ausgefallene Schulfest nachzuholen.
Die Vision für die Zukunft beschreibt vielleicht am Besten das Motto des 200jährigen Schuljubiläums von 2018: "Wir haben gerade erst angefangen..."
Der Autor ist Historiker und Theologe, seit 2016 Schulleiter am Hohenzollern-Gymnasium.
Was bleibt...
Im Lauf der Jahrzehnte haben am HZG haben mehrere Tausend Schülerinnen und Schüler die Schule besucht, sehr viele davon haben an der Schule das Abitur abgelegt und so den Grundstock für ein erfolgreiches Leben gelegt. Auch haben viele Lehrer an der Schule gewirkt. Die Personen in der folgenden Liste waren entweder einmal Schüler/innen oder Lehrer am Gymnasium in Sigmaringen, manche auch beides. Sie alle haben gemeinsam, dass sie aufgrund eines Amtes oder wegen ihrer Lebensleistung als "Persönlichkeit von überregionaler Bedeutung" in den Lexika der Welt, in der Presse oder im Internet verzeichnet sind und dort auch die Angabe zu ihrer Schulzugehörigkeit in Sigmaringen öffentlich nachzulesen ist. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit (auch hier ist, zumindest für die jüngere Vergangenheit, noch Forschungsarbeit nötig) und ohne jede Wertung seien hier in alphabetischer Reihenfolge genannt:
Dirk Abel (*1977), dt. Politiker (CDU), Oberbürgermeister von Balingen (2023-)
Gregor Amann (*1962), dt. Politiker, Mitglied des Bundestages (2005-2009, SPD, Wahlkreis Frankfurt/M. 1)
Prof. Dr. Franz Xaver Bantle (1928-1980), Prof. für Dogmatik, Universität Augsburg
Ernst-Reinhard Beck (*1945) dt. Politiker, Mitglied des Bundestages (seit 2002-2013, CDU, Wahlkreis Reutlingen).
Dr. Alfons Bilharz (1836-1925), Philosoph, Schriftsteller und Arzt, Direktor am Fürst-Karl-Landesspital.
Dr. Theodor Bilharz (1825-1862), Arzt, Entdecker der Bilharziose (nach ihm ist die Bilharz-Schule in Sigmaringen benannt).
Gustav Bregenzer (1850-1919), Hofmaler in Sigmaringen
Dr. Korbinian Brodmann (1868-1918), Neuroanatom und Psychiater, Entdecker der „Brodmann-Areale“ im Gehirn
P. Prof. Dr. Fidelis Buck SJ (1916-1979), Professor für alttestamentliche Exegese am Regis College, Willowdale, Ontario, Canada und an der Toronto School of Theology, Ontario, Canada
Lambert Bumiller (1852-1908), Dekan, Mitglied des Reichstages (1893-1906, Zentrum, Wahlkreis Sigmaringen)
Prof. Dr. Franz Xaver Dieringer (1811-1876), Professer für Dogmatik an der Universität Bonn; Mitglied der Nationalversammlung in der Paulskirche 1848, Domkapitular in Köln.
P. Ansgar Dreher, OSB (1912-1990), Bildhauer, Mönch in der Abtei Beuron.
Prof. Dr. Dr. Theodor Dreher (1836-1891), Professor an der Universität Freiburg und Domkapitular im Erzbistum Freiburg.
Matthias Eberhard (1871-1944), Landrat in Mühlheim; preuß. Verwaltungsjurist.
Fidelis Engel (1769-1853), Erster Rektor des Hedinger Gymnasiums, Geistlicher Regierungsrat, Erzbischöflicher Kommisär für Hohenzollern. Redner der Huldigungsfeier 1850.
Reinhold Frank (1896-1945), Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer und Opfer des NS-Regimes.
Dr. Anton Gabele (1890-1966) Schriftsteller.
Fidelis Graf (1827-1901), Amtsgerichtsrat, Mitglied im preuß. Abgeordnetenhaus, Mitglied des Reichstages (1884-93, Zentrum, Wahlkreis Sigmaringen)
Johannes Henne (*1987) dt. Politiker (CDU), Bürgermeister Immenstaad (2018-)
Matthias Henne (*1982) dt. Politiker (CDU), Bürgermeister Zwiefalten (2014-2020), Oberbürgermeister Bad Waldsee (2020- )
Prof. Dr. Susanne Hensel-Börner (*), Professorin für Betriebwirtschaftslehre (seit 2009) und Head of Department Marketing and Sales (seit 2012) an der Hamburg School of Business Administration (HBSA)
Josef Henselmann (1898-1987), Bildhauer, Präsident der Kunstakademie München.
Prof. Dr. Lothar Henselmann (1933-2021), Kardiologe, TU München
Franz Xaver Hodler (1855-1922) Richter, Schriftsteller und Heimatforscher.
Dr. Konstantin Holl (1869-1919), kath. Priester, Schriftsteller.
S.H. Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern (*1952), dt. Unternehmer, Oberhaupt des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen
Richard Lauchert (1823-1868) Hofmaler in Berlin, zu seiner Zeit einer der beliebtesten Porträtmaler in adeligen Kreisen.
Msgr. Dr. Bernd Kaut (*1945) Leiter von missio Aachen, Leiter des Katholischen Büros.
Dr. Hans Kayser (1891-1964) Kunst- und Musiktheoretiker, Begründer der harmonikalen Grundlagenforschung im 20. Jhdt.
P. Ambrosius (Christian) Kienle OSB (1852-1905), "Reformer der Kirchenmusik", Hymnologe und Choralforscher, Mönch in der Abtei Beuron.
Winfried Kretschmann (*1948), Ministerpräsident von Baden-Württemberg (seit 2011, GRÜNE)
Karl Kardinal Lehmann (1936-2018) Professer für Dogmatik an den Universitäten Mainz und Freiburg, Bischof von Mainz (1983-2016), Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz (1987-2008)
Dr. Johann E. Maier (1833-1899), kath. Priester, Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus, Mitglied des Reichstages (1877-1884, Zentrum, Wahlkreis Sigmaringen).
Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. Mettenleiter, Präsident Friedrich-Löffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Greifswald-Insel Riems.
Christoph Neubrand (*1971), Pfarrer in Laiz, Dekan in Sigmaringen-Meßkirch, Generalvikar der Erzdiözese Freiburg
P. Gregor Molitor, OSB, (1867-1926), Kirchenmusiker, Prior im Kloster Beuron.
Sigurd Rakel, (*1943), Künstler, Maler, Galerist.
Prof. Dr. Marius Reiser (*1954), Professor für Neues Testament an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (1991-2009)
Lothar Riebsamen (*1957), dt. Politiker, Mitglied des Bundestages (2009-2021, CDU, Wahlkreis Bodensee)
Dr. Dr. Adolf Rösch (1869-1962), Mitglied im badischen Landtag, Generalvikar der Erzdiözese Freiburg.
Prof. Dr. Bernhard Schäfer (1941-1926), Professor für Exegese an den Universitäten Münster und Wien.
Johannes Schmid (1891-1968) Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung.
P. Dionysius Schuler O.F.M. (1854-1926), 106. Generalminister des Franziskanerordens (1903-1911), Titularerzbischof von Nazianz.
Prof Dr. Dr. Friedrich Stegmüller (1902-1981), Professor für Dogmatik an den Universitäten Würzburg und Freiburg.
Gustav Steidle (1873-1944) Kunstmaler.
Dr. Roman Stelzer (1821-1879), Direktor des Hedinger Gymnasiums während des Kulturkampfs.
Joseph Stöckle (1844-1893), Altphilologe und Schriftsteller, Begründer des Scheffelbundes in Deutschland.
Prof. Dr. Heinrich Straubinger (1878-1955), Professor für Apologetik und Religionswissenschaft an der Universität Freiburg. Päpstlicher Hausprälat.
Dr. Hildegard Wegscheider, geb. Ziegler (1871-1953), dt. Politikerin (SPD), Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus, Schulreformerin, Frauenrechtlerin; erste Abiturientin in Preußen.
Prof. Dr. Anton Vögtle (1910-1996) Professor für neutestamentliche Exegese an den Universitäten Trier und Freiburg, Domkapitular und Ehrendomherr in Freiburg.
Kommentierte Literaturhinweise und Quellennachweis:
A: Überblicksdarstellungen:
Die bis heute wichtigste und grundlegendste Schrift für die Geschichte des HZG (bis 1961) stammt aus der Feder des ehemaligen stv. Schulleiters Ernst Wagner. (Wagner, Ernst: Das Gymnasium in Sigmaringen 1818-1961, Sigmaringen 1961), Dieser hat neben den im Schularchiv und im Staatsarchiv Sigmaringen zugänglichen Quellen auch die Quellen der vorgesetzten Schulbehörde in Koblenz ausgewertet.
Festschrift zur Hundertfünfzigjahrfeier des Staatlichen Gymnasiums Sigmaringen, 28.-30.6.1968
Festschrift zur Einweihung des Hohenzollerngymnasiums Sigmaringen, 03.10.1975, darin vor allem: Kuhn-Refuß, Maren: Unterricht und Erziehung am Gymnasium während des 19. Jhdts, S. 52-67 und Mühlebach, Josef: Bedeutende Persönlichkeiten aus dem Studiengang am Gymnasium Hedingen-Sigmaringen, S. 87ff. Der selbe Text findet sich auch in: Hohenzollerische Heimat 26, 1976, S. 13-14 und S. 27-30, zugänglich im Internet auf www.hohenzollerischer-geschichtsverein.de und Frick, Alex: Erinnerungen aus der "guten alten Zeit", S. 32-35.
Kuhn, Werner: 175 Jahre Gymnasium Sigmaringen, Festvortrag am 3.10.1993 in der Sigmaringer Festhalle, in : Hohenzollerische Heimat 43, 1993, S. 49-53.
zugänglich im Internet auf www.hohenzollerischer-geschichtsverein.de
Im Sigmaringer Stadtführer von Kuhn, Werner (Hg): Sigmaringen. Ein historischer Führer, Sigmaringen, 2. Aufl. 2003) finden sich einige interessante Hinweise zur Schulgeschichte.
B: Texte und Quellen zu einzelnen Themenbereichen:.
Zur Schulgründung: Sammlung der Gesetze und Verordnungen für das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, Bd 1 1818-1820, Sigmaringen, 2. Aufl. 1845.
Zur Einführung des Abiturs: Verordnungs- und Anzeigeblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen, 1840.
Für die Zeit von 1840 - 1930:
Schulprogramme des fürstlichen/königlichen/staatlichen kath. Gymnasiums zu Hedingen/Sigmaringen aus den Jahren 1841-1933,ergänzt durch Berichte der Schulleitung an die vorgesetzte Behörde aus den Jahren 1940/41 und den 1950er-Jahren und Unterlagen zur 100-Jahrfeier (1920). Diese Quellen lagern im sehr kleinen Schularchiv, das nicht mit Signaturen erfasst ist.
Schunck, Egon: Erinnerungen an Sigmaringen und die Sigmaringer, in: Hohenzollerische Heimat 30, 1980, S. 2-3.
Kuhn-Refus, Maren: Die Schülerselbstverwaltungen am Staatlichen Gymnasium in Sigmaringen 1918-1933. Eine Dokumentation, in: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 13, 1977, S. 152-172.
Zum Kulturkampf am Hedinger Gymnasium: Einen Überblick bietet der spätere Freiburger Generalvikar Adolf Rösch: Der Kulturkampf in Hohenzollern, Freiburger Diözesan-Archiv 43, 1915, S. 1-126. Wahrscheinlich zum 50. Todestag von Direktor Dr. Roman Stelzer im Jahr 1929 entstand der Text des Hechinger Postmeister und Rechnungsrat Roman Sauter: Dr. Roman Stelzer. Direktor des Gymnasiums zu Hedingen (Sigmaringen) 1849-1876.. Vermutlich ist dieser Bericht, der nur in Teilen im Schularchiv erhalten ist, für eine (geplante?) Festschrift verfasst worden. Nur bibliographisch erfasst, aber nicht ausgewertet wurde der Artikel Dr. Roman Stelzer, ein preußisches Kulturkampf-Opfer aus Hohenzollern, in: Historisch-politische Blätter CIV, München 1889.
Zum Neubau 1893: Das Königliche Gymnasium in Sigmaringen, in: Centralblatt der Bauverwaltung, hg. im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, XIII. Jahrgang, Nr. 10, Berlin, 11.03.1893, S. 101-102. Die Baupläne können im Internet eingesehen werden auf den Seiten des Architekturmuseums der TU Berlin unter
http://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?set=1&p=61&D1=N.N.&D2=&D3=Gymnasium%2C+Sigmaringen (Stand: 12.1.2013).
Zu Hildegard Wegscheider: Wegscheider, Hildegard: Weite Welt im engen Spiegel, Berlin 1953 und Koop, Stephan: Hildegard Wegscheider und ihre Schule, Werte für ein selbst bestimmtes Europa, Norderstedt 2009.
Zum Schulorchester: H. Burkarth: Orchester des Gymnasiums Hedingen 1910, in: Hohenzollerische Heimat 38, 1988, S. 1 (mit Foto).
zugänglich im Internet auf www.hohenzollerischer-geschichtsverein.de
Martin G. Hoffmann: Scharfschießen mit Haubitzen - ein ungewöhnlicher Schulausflug des Gymnasiums Sigmaringen, in: Hohenzollerische Heimat 65, 2015, S. 55-57.
Für die Zeit von 1933-1945 wurde neben den Informationen von Ernst Wagner auch die Erinnerungen des ehemaligen Schülers Dittus, Erich: Weisse Felsen - bunte Wälder, Eine Jugend in Oberschwaben, o.O., 2010, die Ansprache zum 50. Jahrestag des ersten Nachkriegsabiturs von Ekkehard Melk (3.8.1996), (masch. Manuskript) die Lebenserinnerungen von Widmaier, Wolfgang: Spiel und Ernst, Meßkirch 2012, sowie die Festschrift zum 100. Geburtstag des ehemaligen Sigmaringer Religionslehrers Hubert von Lassaulx (Hoch, Wilhelm u.a.: Hubert von Lassaulx 1887-1955, Festschrift ehemaliger Schüler und Freunde anlässlich seines 100. Geburtstages, Sigmaringen 1987) herangezogen. Ebenso die Homepage der Arbeitsgemeinschaft "Alemannia Judaica" zum Thema Juden in Sigmaringen, http://www.alemannia-judaica.de/sigmaringen_juedgeschichte.htm, Stand 5.5.2011. sowie der Aufsatz von Kreisarchivar Edwin Ernst Weber: Geraubte Heimat; zum bitteren Schicksal der jüdischen Familie Frank aus Sigmaringen in der NS-Zeit, Sonderdruck aus Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte Bd 46/2010.
Eine wichtige Quelle für die jüngste Zeit sind die Jahrbücher des HZG, die seit 2001 erscheinen.
C. Sonstige Quellen / Literatur:
Wie im Text oben bereits bemerkt, sind für die Zeit von 1818 bis ca. 1925 viele Quellen erforscht. Daneben existieren noch weitere Quellenüberlieferungen im Staatsarchiv Sigmaringen, die bisher nur teilweise, manchmal auch gar nicht ausgewertet wurden. Dies gilt vor allem für die Zeit von 1933-1945, aber auch danach. Teilweise unterliegen die Unterlagen wegen persönlicher Daten noch einer Sperrfrist. Bei den Arbeiten zu dieser Chronik konnte ich folgende Quellenbestände im Staatsarchiv Sigmaringen recherchieren:
Akten und Schriftverkehr des Provinzial-Schulkollegium Koblenz betreffend das Gymnasium Hedingen-Sigmaringen 1818-1947 im Bestand Ho 338 T 1, Nr....
Die Aktenüberlieferung der Schule einschließlich aller Schulprogramme befindet unter Ho 339 A T 1 Nr..., die des Gymnasialverwaltungsrates unter der Signatur Ho 339 B T 1 Nr....
In den Unterlagen der Preußischen Regierung für die Hohenzollerischen Lande finden sich auch Dokumente, die das Gymnasium betreffen (Ho 193 T 1 Nr. 539 / Ho 197NVA II 12733 / Ho 201 T 1 Nr 825 / Ho 234 T 1, Nr. 111 und Nr. 143 / Ho 235 T 3, Nr 500-501 / Ho 235 T 26-28 , Nr. 135-139; Nr. 146; Nr. 155 / Ho 235 T 44 Nr. 692)
Im Stadtarchiv Sigmaringen, das ebenfalls im Staatsarchiv gelagert ist, findet sich im Nachlass Franz Keller (Dep. 1 T 6-7, Nr. 21) eine Sammlung von Dokumenten zum Gymnasium in Sigmaringen.
In den Unterlagen der Preußischen Regierung für die Hohenzollerischen Lande, Abt. I, Sekt. XI Schulwesen finden sich auch Hinweise auf das Hedinger Gymnasium: Ho 235, T 26-28 und Ho235 T3
In den Entnazifizierungsakten des Staatskommissariats für politische Säuberung finden sich Unterlagen zu Direktor Thiesen (Wü 13 T 2 Nr. 1938/012 und Wü 13 T 2 Nr. 2682/085) und Direktor Braitsch (Wü 13 T 2 Nr. 1938/003); vermutlich finden sich dort auch Unterlagen der übrigen Lehrer.
In den Akten des Staatlichen Hochbauamtes Ravensburg finden sich Unterlagen zum Bauunterhalt und zum Erweiterungsbau des Schulgebäudes in der Hedinger Straße aus der Zeit von 1954-1972 unter Wü 128/6 T 1-2, Nr. 151-159 und Nr. 190-191.
Im Nachlass des Sigmaringer Oberstudienrates Anton Haas, das im Staatsarchiv Sigmaringen verwahrt ist, finden sich Unterlagen und Fotos zum Gymnasium: N 1/65 Nr. 5-16 und L 2 Nr. 2/51.
In den Akten der "Geheimen Konferenz" der fürstlichen Regierung gibt es Unterlagen zur Schwimmschule an der Donau (1841): Ho 83 T 1.
Im Landeshauptarchiv Koblenz liegen die Akten des Provinzialschulkollegiums Koblenz.
Im dortigen Bestand 405 , 04.02.80.01 finden sich die Akten betreffend das Gymnasium Sigmaringen (früher Hedingen) (Insgesamt 26 Sachakten).